Samstag, 26. Januar 2008

Samstagsspaziergang

Da der Sturm nach wie vor tobt, lassen wir die Fahrräder zu Hause und gehen zu Fuß an die Luft. Es ist trocken, nicht sehr kalt, nur die heftigen Windstöße rauben uns hin und wieder regelrecht den Atem. Wir klettern auf den Geestrücken.

Wir leben am Klev, dem einstigen Kliff. Unsere Häuser stehen auf dem alten Geestsporn. Westlich von uns war früher, vor hundert oder mehr Jahren, vor der künstlichen Landgewinnung, nur Wasser. Die Nordsee. Meldorf war einmal eine Hafenstadt. Heute gibt es den Geesthang und den Geestrücken. Der Geestrücken besteht aus einer reizvollen Knicklandschaft mit eingestreuten Laubmischwäldern. Die höchste Erhebung heißt Engelsberg und erreicht 25 Meter über Normalnull. Den Geesthang bilden nur geringfügig über dem Meeresspiegel liegende, feuchte und anmoorige Wiesenflächen. So weit, so gut.

Nicht das Bergerlebnis lockt. Sondern eine List der Nachbarn. Zum Housewarming bekamen wir Unmengen von Blumen. Seither duftet das ganze Haus wie eine Frühlingswiese. Zum Einzug aber schenkten uns die Nachbarn einen Gutschein des Nindorfer Wohnideenladens. Bis heute sind wir nicht dazu gekommen, ihn einzulösen. Nicht weil wir nicht empfänglich wären für Wohnideen oder konkrete Gegenstände zu deren Verwirklichung. Sondern weil an den Tagen, an denen der Laden offen war und wir Zeit hatten, das Wetter nicht mitspielte. Wir hatten aber, und das spricht bestimmt für uns, bereits eine Liste angelegt, auf der wir sorgfältig festhielten, was uns an Ideen zum Wohnen noch fehlte. Vom Glastelefontischchen bis zum grasgrünen Badezimmerteppich. Vom kunterbunten Tischtuch bis zum Bilderrahmen dreißig mal sechsundvierzig. Vom Spiegelschranklicht bis zu Natursteinen. Von … zu …

Zuversichtlich verlassen wir heute Vormittag das Haus. Und klettern der lauten B431 entlang auf eine Höhe von 12 Metern über Normalnull. Betreten mit zerzausten Haaren das Ideenland. Stöbern unschlüssig herum. Da passt die Farbe nicht, dort die Form. Bis W. die Treppe ins Obergeschoss entdeckt. Und dort wartet das feuerrote Ledersofa …

Es steht natürlich nicht auf unserer Liste. Aber wir machen auf dem Absatz kehrt und marschieren den Geesthang hinunter nach Hause. Der Wind peitscht uns ins Gesicht. Angekommen, rücken wir sofort Möbel. Stellen den runden Tisch in die kalte Küche. Suchen einen neuen Platz für den schwarzen Tisch. Tragen den Zweiplätzer nach oben. Verteilen Stühle im ganzen Haus. Was übrig bleibt, verbannen wir in die leere Garage. Im März soll wieder Sperrmüll abgeholt werden. Das rote Sofa lassen wir nächste Woche bringen und quer in das halbe leere Wohnzimmer stellen. Foto folgt nach Lieferung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen