Montag, 9. November 2009

Ein tränenloser Tag

Früher, als wir noch in Berlin lebten und noch einen Fernseher besaßen, weinten wir oft, wenn zum Jahrestag die Bilder von allen Seiten auf uns einstürzten. Die Bilder der Maueröffnung. Heute ist mein im Westen Berlins geborener Mann in Peking und ich in Meldorf. Zwischen früher und heute liegen unter anderem unsere ernüchternden Jahre an der Ostsee in Stralsund. Ich gucke in die Zukunft und räume meinen Schreibtisch am Wattenmeer leer. Es lässt mich kalt, was Frau Merkel oder Herr Wałęsa gerade tun. Oder sagen. Angeblich hat der Polnische Papst die Berliner Mauer umgestoßen. Zu 50%, wie der ehemalige Elektriker ausrechnet. Von den verbleibenden 50% habe 30% er selbst sowie die von ihm gegründete Solidarność zu verantworten, und ganze 20% der ganze Rest der Welt.

Ich war beim Zahnarzt, er bot mir an, Quitten aus dem Garten mitzunehmen. Ich kam gutgelaunt nach Hause. Sortierte Papiere, Schuhe und Sohlen. Legte Seiten um Seiten um. Und ab. Warf vieles weg. Speicherte mein letztes Buch auf einer CD-Rom sowie auf meiner externen Festplatte, ehe ich das Verzeichnis löschte.

Ich öffne das Fenster. Dem rauen Nordseewind und einem bilderlosen Winter.

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