Freitag, 27. August 2010

Die zweite Brücke über den Po

Wir fahren, noch immer Destra Po, durch eine Menschenleere und Pappelvolle Gegend. Wind kommt auf. Verhaspelt sich in den geometrisch angelegten Pappelhainen. In Ariano Ferrarese essen wir das übliche Eis, trinken den üblichen Cappucio. Ich werfe meine erste Postkarte in den Briefkasten vor dem geschlossenen Postamt (nächste Leerung: Montag 12 Uhr). Wir brechen zum heutigen Endspurt auf. Ins Delta. Nach Tolle. Über die Brücke, von der schon den ganzen Tag die Rede ist und die immer noch zehn Kilometer entfernt sein soll. Wütender Verkehr kommt auf. Monsterbrücke in Mesole. Geschwindigkeitskontrolle (niemanden kümmert das). Kein Fahrradstreifen (uns allein bekümmert das). Gottseidank zieht sich der Himmel zu und verschont uns mit aggressiver Abendsonnenhitze. Gedankenlos rasen an uns Pkws, Lkws vorbei. Wir können uns überhaupt nicht vorstellen, wohin sie unterwegs sind. Wir überqueren den Po della Donzella di Gnocca. Fahren noch 11 Kilometer über highway (statt Landstraße, wie von der Landkarte versprochen) zum Hotel Bussano nach Tolle. Vorbei die Stille. Vergessen die schlanken Pappeln. Ihr Wiegen im Wind. Vorbei die Kontemplation. Gedanken über Windhosen und Wasserarme. Wir wohnen am Ende der Welt an einem Schnellstraßenkreuz. Über einer Durchgangspizzeria. Wir haben 95 Kilometer in den Waden und schwatzende, hupende, Abgase absondernde Italiener in den Ohren, Nasen, Augen. Das versprochene Gewitter bleibt aus. Uns bleibt nichts anderes übrig, als unseren Hunger in der überfüllten Hotelpizzeria zu stillen. Und danach die Fenster im Zimmer über dem Parkplatz zu schließen. Die Aircondition auf Hochtouren laufen zu lassen. Und im kühlen Kunstwind einzuschlafen.

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