Dienstag, 18. Oktober 2011

Die Baumfällerwelt

In der Zeitung stehen Wörter, die ich bislang noch nicht kannte. Und einmal mehr neide ich einer Berufsgruppe ihr präzises, unmissverständliches Vokabular. Jeder, der in den Forsten des Kreises Dithmarschen Bäume fällen will, kann dies tun. Voraussetzung ist ein eintägiger Lehrgang in der Volkshochschule. Am Ende des Tages an der VHS bekommt man den "Motorsägen-Sachkundenachweis", im Volksmund "Sägeschein", ausgestellt. Damit begibt man sich als "Selbstwerber" in den Wald. Spricht beim Forstamtsrat vor. Legt den Sägeschein vor. Und bekommt die Bäume zugewiesen, die geschlagen werden dürfen. Abgerechnet wird nach der Menge des Holzes, das am Ende des Tages abtransportiert wird.
Wer einen Sägeschein machen will, muss nicht nur den richtigen Umgang mit der richtigen Kettensäge inkl. Wartungs- und Schärftechniken erlernen, sondern auch die richtigen Wörter mit dem richtigen Artikel für die richtigen Dinge. Wie im Sprachlabor. Vokabeln büffeln. Nachsprechen. Der Fällkerb. Die Fällkerbsohle. Das Fällkerbdach. Der Fällschnitt. Die Bruchleiste. Der Splintschnitt. Der Wurzelanlauf, die Wurzelanläufe. Ein Hänger ist ein Baum, der nicht fällt. Er wird mit dem Wendehaken zu Fall gebracht. Und, wie im Mathematikunterricht, muss er die richtigen Entfernungen ausrechnen lernen. Der Gefahrenbereich = Die doppelte Baumlänge. In diesem Bereich darf sich nur der Baumfäller aufhalten. Der Sicherheitsbereich = Die Rufweite. In diesem Bereich muss ein Helfer stehen. Auch für das richtige Aussehen ist gesorgt: Das Tragen der Sicherheitskleidung (Schnittschutzhose, Schutzhelm, Gehör- und Gesichtsschutz, Sicherheitsschuhe, Handschuhe) ist Pflicht.

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