Donnerstag, 27. Februar 2014

Das Eisenbahnende

Gestern Nacht auf NDR Kultur: das Ende von Anna Karenina. Nicht das Ende von Tolstois Roman, sondern das Ende seiner titelgebenden Figur. Ihr Entschluss, sich am Bahnhof Obiralowka unter einen vorbeifahrenden Güterzug zu werfen - und ihn, den Entschluss, während des bereits nicht mehr aufzuhaltenden Falls, zu bereuen. Und den lieben Gott um Vergebung zu bitten.
Literarisch überzeugt mich das Ende der weiblichen Hauptfigur nicht. Hier versucht ein Mann, die Verzweiflung einer Frau in Worte umzusetzen. Vor allem aber: seine Konstruktion zu vollenden. Die Klammer zum Eisenbahntoten am Beginn der verhängnisvollen Bekanntschaft Annas und Wronskis zu schließen. Eine stolze, schöne, selbstbestimmte Frau wollte auch im 19. Jahrhundert nicht so sterben! Nicht in aller Öffentlichkeit, nicht vor dreckigem Gesindel an einem dreckigen Bahnsteig in einer gottverlassenen Provinz ...
Noch 7 Tage nachzuhören - der "tragische Höhepunkt", die 76-ste von insgesamt 81 Folgen :
http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/sendungen/am_abend_vorgelesen/annakarenina137.html

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