Dienstag, 23. August 2016

Kopfschütteln

Gestern abend knallte ich mit dem Kopf auf die Betonplatten auf dem Warftabhang vor meiner Wohnung. Das Fahrrad kam auf dem nassen Grasschnitt in Schieflage. Ich konnte es nicht mehr auffangen. Und so ergaben wir uns demütig der Schwer- und Fliehkraft. Erfuhren das Besondere eines unerwarteten Bodenkontakts im Regen. Hinter meinem linken Ohr krachte es. Die Brille blieb unversehrt.
Heute muss ich den ganzen Tag Kopfschütteln, Gedanken sortieren, Wundpflaster suchen. Äusserlich ist nichts zu sehen, unter dem Haar nichts zu ertasten. Die Erschütterung hat nur nach innen gewirkt. Der Tag wird milder, je länger er andauert. Ich fahre schließlich zum Süderdeich schwimmen und sitze eine Stunde in der Abendsonne. Die Haut ist, wie bei Kindern, nur oberflächlich am Ellbogen und Knie aufgeschürft. Linderung kommt nach Sonnenuntergang. Nebel steigt rasant aus dem Halligboden und nimmt ihm sofort alles Harte, alles Unerbittliche. Die Kühe beginnen zu schwimmen, die aufgerollten Heuballen schweben wie auf Watte, der entfernte Klowagen und die Strandkörbe tanzen. Schließlich verschwinden die Wege, die Straßen, die Priele. Und igendwann geht auch das letzte Licht. Und ich lebe immer noch.

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