Freitag, 30. Dezember 2016

Winter

Eine glasklare Nacht über Dithmarschen geht zu Ende. Endlich Frost und Sterne zum Greifen nahe. Die Glut am Himmel zwischen Nacht und Tag wird die aufgehende Sonne löschen, so ist das immer. Die Helligkeit frisst die Farben der Dämmerung, das Lodern, die Energie an den Übergängen, das Übergreifen der Ränder. Das Licht kennt keine zweite Dimension.
Die Hede aber ist ein wirres Knäuel, ein Synonym für Werg. Aus Liebe zur übertragenen Bedeutung im Verb "verheddern" bevorzuge ich die Hede. Die Hede ist meist voluminöser als die gereinigten und gebürsteten Fasern von Hanf, Flachs oder Leinen. Nebel ist auch dicker als klare Luft. Die Hede beansprucht viel mehr Platz in der Welt, als die zu einem flachen Stück Stoff ordentlich versponnenen Fäden. Ein Papierkorb ist größer als jedes gedruckte Buch. Die Rastvögel verheddern sich in den von Menschen aufgespannten Netzen und meine Gedanken verheddern sich in den Schlingpflanzen des Unvorstellbaren. Sobald alle Reste der Nacht verschwunden sind, fahre ich auf meine Haushallig.

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