Freitag, 12. Juni 2009

Suppenpause

Statt Suppe gibt es heute Besuch. Statt knöcheltief Regenwasser auf unserer Terrasse - eine Ringelnatter. Sonnt ihren Kopf mit den gelben Halbmondflecken hinter dem Bambus, als sei dies das Normalste der Welt. Mir fährt im ersten Moment der Schreck in die Glieder. Dann aber erinnere ich mich meines eigenen Versprechens, dass jedes uns zulaufende, zufliegende, zukriechende Tier Gastrecht auf immer und ewig bei uns genießt. Im Internet lese ich, dass man sich freuen soll, wenn man eine Ringelnatter zu Gesicht bekommt. Also freue ich mich tapfer. Vielleicht habe ich sie auch selbst angelockt mit meinem Laubhaufen, den ich eigentlich für die Igel aufgeschüttet haben wollte. Aber die Igel halten sich vornehm fern. Vielleicht, weil die Schlange im Laub überwinterte, eine Schlafmütze ist und erst von der gestrigen Sintflut wach wurde. Das wäre immerhin aus Sicht der Igel nachvollziehbar.
Der Patient hat beschlossen, heute ein siebentägiges Heilfasten zu beginnen und das Schweigegelübde noch strenger einzuhalten als bisher.
Ich habe beschlossen, heute mein Buch zu beenden.

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