Samstag, 5. September 2009

Freccia nel Cielo

Entgegen aller Wettervorhersagen scheint die Sonne. Es ist wie im Märchen. Oder im Bilderbuch. Der Regen hat sich vor Sonnenaufgang aus dem Staub gemacht. Mein persönlicher Reiseleiter ordnet, kaum schlägt er die Augen auf, eine Änderung des Tagesprogramms an. Wir fahren, bestimmt er, mit dem Pfeil in den Himmel. Mit der Seilbahn Freccia nel Cielo auf die Tofana di Mezzo. Eigentlich sind es drei Seilbahnen. Und ich habe schon in der ersten weiche Knie. Obwohl unter uns die Bobbahn zu sehen ist, auf der die Brüder Angst 1956 ihre Goldmedaille holten. Obwohl darum herum ganze grüne Lärchenwälder erstaunlich aufrecht in der Welt stehen. Angeblich wurden die Lärchen für den Schiffsbau in Venedig benötigt. Früher, als es noch Schiffe mit Masten gab. Angeblich retteten damals die Angsts das sportliche Ansehen der Schweiz, weil der Toni Sailer, einer dieser Antons, Gott hab ihn selig, allen helvetischen Skifahrern haushoch überlegen war. Die zweite Gondel hängt an einer fast senkrechten Felswand. Ich vertraue still darauf, dass die 1499 Meter Kabel den Höhenunterschied von 699 Metern mit uns beiden und vier erstaunlich gut gelaunten und geschwätzigen Italienern aushalten. Auf Ra Valles vertreten wir uns kurz die Beine, bevor wir in die dritte Bahn umsteigen. Eine Umkehr mitten drin gibt es nicht. Oben, auf 3191 Metern über Normalnull erwartet uns Eis und Schnee, ein klarer Himmel, eine klare Sonne, eine klare Sicht über die ganze, so klare Welt. Von den Alpi Giule über Marmarole, Sorapis, Monte di Zoldo, Civetta, Pale di San Martino, Marmolada, Gruppo Sella, die Pütz- und Ötztaler Alpen, die Stubaier Alpen, die Alpi Aurine, die Zillerthaller Alpen, die Vedrette di Ries, bis hin zu den Hohen Tauren. Mir ist schwindlig und ich ruhe mich auf der Sonnenterrasse aus.

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