Mittwoch, 28. Oktober 2009

Der überraschende Tod 4

Nazar ist tot. Schon seit Ende Mai. Ich habe es erst gestern hier in Krakau erfahren. Vor vier Jahren lernte ich Nazar hier in Krakau kennen. In der Küche der Villa Decius machten wir uns jeden Morgen Gedanken über das Laub, das der Gärtner mit seinem tosenden Laubbläser erbarmungslos zusammentrieb. Ob man die einzelnen Blätter nicht wie Wäsche zum Trocknen wieder in die kahlen Äste der Bäume zurückhängen könnte. Später nannte Nazar dies "Herbstverbesserung" bzw. "uświetnienie jesieni". W. tröstet mich vom Wattenmeer. Nazar sei gestorben , schreibt er, "wie ein chinesischer Dichter, der trunken den Mond umarmen will, der sich auf der Wasseroberfläche spiegelt". Ende Mai war eine gefährliche Zeit. W. hat sie mit gebrochenem Kiefer überlebt, Nazar ist beim Versuch, den Mond zu umarmen, mehr als nass geworden. Gott war für Nazar ein "unbestimmtes Fürwort". Ich hoffe, dass diesem Dichter diese grammatikalische Kategorie nicht übel genommen wird und die himmlischen Heerscharen ihn weiter dichten lassen. In allen Sprachen der Ewigkeit.

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