Dienstag, 29. Dezember 2009

A Travel Log 2

Wir benehmen uns wie zu Hause. Umkreisen das Engelbecken, bedauern die Baustelle anstelle des Cafés. Umkreisen unsere ehemalige Wohnung. Licht brennt und Vorhänge hängen. Wir linsen tatsächlich am Klingelschild. Da steht derselbe Name, der auch in der Verkaufsurkunde steht. Wir sind beruhigt, setzen uns in den Kuchenkaiser und halten Hof. Die Männer kommen im Doppelpack: zwei Wolfgangs, zwei Kläuse, zwei Michaels - und der Dritte steht nach wie vor als Erzengel nachts erleuchtet auf dem Glockenturm der Ruine der Michaelkirche am Engelbecken. Die Frauen sind einmalig, unverwechselbar und biblisch: eine Maria, eine Hildegard, eine Sonja, eine Rosita, eine Judith. Auf dem Heimweg - spätnachts wie immer in Berlin, es ist eisigkalt wie immer in Berlin, wir bewegen uns auf einem eingefrorenen Trampelpfad wie immer in Berlin - gehen wir noch zum zweiten Kaiser. In den Laden, in dem wir immer einkauften. Der jetzt, im Gegensatz zu früher, bis Mitternacht geöffnet ist. Wir kaufen lauter Unsinn. Nur um uns heute noch einen allerletzten Moment der Illusion hinzugeben, wir wären nie weggewesen.

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