Dienstag, 23. März 2010

Die Krone

Seit letztem Freitag sitzt auf meinem halben Backenzahn eine provisorische Krone. Der Zahn ist halb, weil ich mir die andere Hälfte abgebissen hatte. Die Zahnärztin hatte mir die alte Amalgamfüllung herausgebohrt, den Stummel mit einer neuen Füllung aufgefüllt, alles rundum abgeschliffen und gesagt, das sei für sie das Schönste. Den Zahn so herrichten, dass alles wieder passt. Schön wie Mathematik. Ihre schönste Zeit war meine Vorhölle. Das Bohren tat nicht weh. Das Geräusch drang nur auf unangenehme Weise direkt ins Hirn. Und bis die Betäubung sich verflüchtigt hatte, stimmte gar nichts mehr in meinem Kopf. Die wahre Hölle begann aber erst mit der Krone. Der Zahn rebellierte. Ich stamme aus einem urdemokratischen, antiaristokratischen Land. Die Töchter Tells sind keine Monarchistinnen. Heute war ich notfallmässig in der Praxis. Die Zahnärztin konnte sich meine Schmerzen nicht erklären, kalt-heiß-empfindlich ist der Zahn nicht, seine Nerven "pochen" nicht. Der Zahn tut nicht weh, wenn sie darauf herumklopft. Aber ich kann nicht beißen. Und nachts wandert der Schmerz unbarmherzig durch den Kiefer. Sie schliff und rechnete. Spritzte mir eine desinfizierende Salbe um und in den Zahn und ich schrie.

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