Sonntag, 7. März 2010

Sonntagsevangelium

Wir besitzen seit kurzem ein neues rotes Küchenradio. Das alte Blaue verstummte eines Abends aus unerklärlichen Gründen.
Zum Frühstück überträgt das rote Radio heute einen katholischen Gottesdienst. Aus St. Pankratius in Odenthal-Altenberg. Zu Beginn erfahren wir etwas über die Geschichte der Kirche sowie die landschaftlichen Besonderheiten des Bergischen Landes. Die Predigt zum dritten Fastensonntag hält Pfarrer Mike Kolb.
Er bezieht sich, wen wunderts, auf das Sonntagsevangelium. Im Lukas-Lesejahr ist das Lukas 13, 1-9. Der Evangelist berichtet von zwei - wie es heißt "zufälligen aber aktuellen" - Ereignissen zur Zeit Jesu. Die Botschaft Jesu knüpft darin sozusagen an zwei Zeitungsmeldungen aus der Rubrik "Unglücksfälle und Verbrechen" an: die Brutalität des römischen Statthalters Pontius Pilatus, der unter den Galiläern ein Blutbad anrichtete, sowie ein Bauunglück, den Einsturz des Turms von Schilóach, bei dem 18 Menschen umkamen.
Der Radioprediger exemplifiziert das Thema Umkehr und Buße am letzten Brief eines im zweiten Weltkrieg getöteten jungen Soldaten. Man soll sich Gott anvertrauen, sagt er in meiner Küche, im Leben wie im Sterben. Das Gericht, die Begegnung mit dem lebendigen Gott, komme. Sicher und für jeden.
Ich höre aus meinem roten Küchenradio etwas verklausuliert die Botschaft, katholische Vorzeigeschüler und katholische Vorsingsänger sollen sich ruhig psychisch drangsalieren, physisch grün und blau schlagen, sexuell missbrauchen lassen - und: notfalls auch töten. Im Vertrauen auf Gott. Den gütigen Vater.
Ehe ich kotze in meiner Küche am Sonntagvormittag, drehe ich den Lautstärkeregler unseres neuen Radios auf Null. Es verstummt nämlich nur auf Befehl.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen