Samstag, 4. September 2010

Cappelletti

for frideswida sapateira honorabilis

Wir latschen zu Fuß durch Verona und blicken - von der Hitze geplagt - den Menschen statt in die Gesichter auf die Füße. Zwei Hochzeiten in San Zeno (schönste romanische Kirche Norditaliens). Gemessen am alten Straßenpflaster tragen die Frauen halsbrecherische highheels. Der Professor hat Probleme mit seinen Schuhbändeln. Einer ist auf der Reise gerissen. Wir hatten Ersatz dabei und wechselten aus Vernunft die Bändel an beiden Schuhen aus. Die neuen aber sind zu lang. Auf den Pedalen durch die Weinberge störte das weniger als auf dem Unescogeschützten Veroneser Straßenpflaster. Die Siesta ist bereits um, als wir an der Porta di Borsari ankommen. Also bitten wir im ersten Schuhladen um Abhilfe. Weit gefehlt, hier werden nur Schuhe verkauft, erklärt man uns mit stolz zum Himmel erhobenen Händen. Und schickt uns zu Cappelletti. Wir müssen noch zweimal fragen, bis wir Cappelletti an einer Hintergasse, der Corticella San Marco 15 A finden.

Cappelletti sind, ich habe es nachgeschlagen
  • in der Gastronomie: mit Fleisch gefüllte kleine Nudeln in Hütchenform
  • im Militär: Helme oder Eisenhüte
  • in der Fußbekleidungswelt: die verstärkten Zehenteile eines Strumpfes.
Bei Cappelletti gibt es alles, was das Schuhherz begehrt. Von Regenschirmen über Hosengürtel bis zu Portaborse. Cappelletti repariert auch alles, was Füße kaputt treten und Hände entzwei reißen. Wir verstehen uns ohne Worte. Die alte Schuhmachersfrau, Signora Falziroli kommt bereitwillig um den Tresen herum, betrachtet W's Schuhe kritisch, zählt die Löcher für die Bändel, murmelt Zahlen vor sich hin, steigt, wieder hinter dem Tresen angekommen, auf eine Leiter, holt die richtige Schublade herunter und bietet zwei Ausführungen von schwarzen Schuhbändeln der richtigen Dicke und richtigen Länge an. Wir kaufen beide. Eine Minute vor Feierabend und Wochenende.

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