Mittwoch, 12. Januar 2011

Die Schuld der Polen

Die russische Untersuchungsbehörde veröffentlicht ihren Bericht über den Flugzeugabsturz der polnischen Regierungsmaschine bei Smolensk vor 9 Monaten. Sie stellt fest, dass die polnische Besatzung die Katastrophe durch ihr Fehlverhalten verursacht hat:
  • Die Piloten unternahmen bei schlechtem Wetter (dichter Nebel mit Sichtweite von nur 200 m, kein Sichtkontakt mit dem Boden) einen Landeanflug, obwohl sie vom Tower keine Landeerlaubnis bekommen hatten.
  • Sie flogen mit Autopilot, obwohl der Flughafen nicht mit ILS ausgestattet ist.
  • Der barometrische Höhenmesser wurde nach den ersten Warnungen des Bordsystems TAWS ["Terrain ahead, pull up, pull up"] manuell von der richtigen Einstellung mit den tatsächlich herrschenden Luftdruckverhältnissen auf Standardeinstellung zurückgesetzt [wahrscheinlich aus Versehen, die crew wollte die nervenden Warnungen des TAWS ausschalten und drückte den falschen Knopf], dadurch zeigte er einen um etwa 180 m veränderten Wert an.
  • Die crew reagierte weder auf die Warnungen des Bordsystems, noch auf die Empfehlungen des Towers, einen anderen Flughafen anzufliegen, noch auf die Berichte über schlechte Sicht und dicke Wolken der polnischen Piloten, die mit einer anderen Maschine am Morgen bereits in Smolensk gelandet waren.
  • Die "Sterilität des Cockpits" wurde nicht eingehalten, dh es befanden sich während des Landeanflugs Menschen im Cockpit, die nicht zur Besatzung gehörten: 1. der Protokollchef des Präsidenten, 2. der Oberbefehlshaber der polnischen Flugwaffe, General Blasik, mit 0,6 Promille Alkohol im Blut.
  • Die crew war durch die Anwesenheit Nichtberechtigter im cockpit und durch den "wichtigsten Passagier" an Bord unter erhöhtem Stress.
  • Der Flugkapitän soll, einem psychologischen Gutachten zufolge, dem enormen Druck nicht gewachsen gewesen sein. Er scheute eine klare Entscheidung, hatte zuwenig praktische Erfahrung als erster Pilot und gar keine theoretische Erfahrung am Simulator mit Notfallsituationen. Wahrscheinlich verlor er wertvolle Zeit damit, im Nebel die Landebahn zu suchen, statt auf seine Instrumente zu achten.
  • Der Navigator, der bis zum bitteren Ende Höhendaten herunterlas, hatte kaum zwei Dutzend Flugstunden in einer Tupolew 154 verbracht.
Dem noch lebenden Zwilling gefällt diese Version der Geschichte aus verständlichen Gründen nicht. Er vermisst die Beweise zu Anschlags- bzw. Verschwörungstheorien. Sein Anwalt will Beweise dafür haben (und demnächst vorlegen), dass der Nebel am Zielflughafen künstlich erzeugt worden war.
Wie viele Polen vermisse auch ich eine objektive Einschätzung der Rolle, welche die Lotsen sowie der Zustand des Militärflughafens bei dem Unglück gespielt haben.

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