Donnerstag, 20. Oktober 2011

Die polnische Hefe und der deutsche Trübsinn

Die ganze Nacht verbrachte ich im Herkunftswörterbuch. Das Adjektiv "trüb(e)" ist eine Rückbildung aus dem altgermanischen Verb "trüben" und bedeutet ursprünglich "aufgerührt, aufgewühlt". Das Verb gehört mit verwandten Wörtern in anderen indogermanischen Sprachen zu der Wurzel *dher[ə]- "trüber Bodensatz einer Flüssigkeit, Schmutz", auch von trüben Farbtönen. Auf diese Wurzel gehen u.a. das russische (дрожжи) und polnische (drożdże) Wort für Hefe zurück, sowie die deutschen Begriffe Treber und Trester. Ausgehend von "aufgewühlt" (von Gewässern), "unklar, schlammig" entwickelten sich daraus die Bedeutungen "unklar, nicht oder kaum durchsichtig" sowie (seelisch, geistig) "verwirrt, unruhig, verstört". 
Nun dämmert mir allmählich, wie Luthers Satz vom schaffressenden Wolf zu verstehen ist.  

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