Samstag, 21. April 2012

Das grüne Gras

In der Nacht regnete es heftig. Und am Morgen ist endlich zaghaftes Grün zu sehen. Dort, wo letzten Herbst ein Minibagger den Garten durchpflügte. Dort, wo ich seit drei Wochen erfolglos hungrige Spatzen vertreibe. Die Rasenlöcher fangen an, sich zu schliessen. Die Rasensamen gehen auf. Und damit die Taktik der Gärtnerin. Der Duden erklärt die Welt anders und sagt mir, dass das Adjektiv grün ursprünglich "wachsend, sprießend" und "grasfarben" bedeutet habe. Grün sei verwandt mit der Wortgruppe von Gras. Heute verwenden wir grün nicht nur als Farbbezeichnung, sondern im Gegensatz zu "trocken, verwelkt" im Sinne von "frisch, jung, sprießend". Oder aber als Antonym zu "rot" (= reif) als "unreif", "unerfahren". Man denke nur an den Grünschnabel. Oder an den, der "noch grün hinter den Ohren" ist [interessant, wie hier der Schnabel (= plappern) zum Ohr (= hören) mutiert!]. Grün kann aber auch als substantiviertes Adjektiv verwendet werden und steht dann als pars pro toto für "frisches Laub" oder gar die ganze "freie Natur". Vergleiche den schönen Vorsatz fürs Wochenende: "Lass uns doch wieder einmal ins Grüne fahren". Neuerdings hat grün auch eine politische Dimension. "Umweltorientiert, die Umwelt betreffend, ökologisch" laut Duden. Und warum greift hier nicht die Bedeutung, frage ich, von "frisch, jung, sprießend", zukunftsfroh? Oder meinetwegen "unreif" und "unerfahren"?

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