Freitag, 19. August 2016

Sehen

Ich sehe nur mit Fingern. Vermeide sogar den Blick auf den Bildschirm. Richte mich, wie ich das in guten Zeiten immer tat, nur nach der Tastatur. Ich habe in meinem ganzen Leben nie von Hand geschrieben! Und nun ist die Lust, ja die Gier, von mir abgefallen wie die Kruste über der Wunde, alles auch optisch einfangen zu wollen. Ständig den Blick aus meinem Fenster fotografieren zu müssen. Oder ans Landsende zu laufen und das kommende oder gehende Wasser aufhalten zu wollen. Ich fotografiere kaum noch. Um die Kamera mache ich einen großen Bogen. Wie um einen wunden Punkt. Meine Abkehr von Bildern. Meine plötzliche Furcht vor Abbildung.
R. verbringt ihren heutigen Geburtstag in der Augenklinik in Berlin und schreibt, sie fühle sich wie neu geboren. Die Operation sei unumgänglich gewesen und habe das rechte Auge vor dem Erblinden gerettet. All the very best for you, Rosita!

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