Dienstag, 11. Oktober 2016

diabolus in musica

"Unglaublich" schöne Musik, lese ich, könnten wir heute nicht hören, wenn sich alle Komponisten an die Maßregeln eines Nuncius aus dem Jahr 1613 gehalten hätten. Es tut also gut, auszubrechen. Aus Festgefahrenem.
Besagter Nuncius (Johannes N. Görlitz) warnte vor dem "Gegeneinandersetzen von weichen und auch harten Stimmen", da dieses "die Ohren beleidigt". Bei einem diatonischen Halbton (h und c) gilt der untere Ton als hart und der obere als weich. Das kommt von der Geige oder anderen Saiteninstrumenten, wo die Saite des Stammtones b gegenüber der Saite des Stammtons h weicher bzw. die h-Saite gegenüber der b-Saite härter gespannt ist. Deshalb galten chromatische Halbtonschritte, übermäßige Quarten, verminderte Quinten, übermäßige Oktaven in den Kompositionen als "Teufel der Musik" - diabolus in musica.
Solches und ähnliches erfahre ich in einer Probe mit der Heider Kantorei.
In Händels Messiah singen die Soprane so ein ungewöhnliches Intervall, der Spring nach oben in "Since the man came death ...", von Takt 17 zu Takt 18. Tritonus oder Halboktave. Umfasst drei Ganztöne und klingt wunderbar!

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