Samstag, 24. Dezember 2016

Auf dem Holzweg

Statt den Weihnachtsbaum zu schmücken, bin ich auf dem Holzweg. In der Nacht hörte ich die ersten zögerlichen Versuche eines Sturmtiefs über meinem Kopf. Ich war sofort hellwach und wusste endlich - hörte es! - , was mir seit drei Monaten fehlt: Der Wind über dem Dach. Sein unaufhörliches Rauschen, Sausen, Brüllen, Rütteln, Zausen, Zaudern, Zögern, Atemholen und da capo mit neuer Kraft ... nächtelang, tagelang, wochenlang. Im Halbschlaf aß ich vom Baum der Erkenntnis! Leichtsinnig wollte ich am Morgen gleich aufs Fahrrad steigen und ans Meer fahren. Aber ich säge nicht an dem Ast, auf dem ich sitze. Mit dem ersten Tee kommt auch die Unwetterwarnung aus dem Radio, Böen von Westsüdwest bis 100 kmh, Starkregen. Ich öffne vorsichtig die Haustür und es verschlägt mir den Atem. Also setze ich mich an den Schreibtisch und lasse mich belehren, dass "sich einen Ast lachen" bedeutet, dass man sich halbtot lacht, dass man sich krümmt vor Lachen. Und dass dieser Ast nicht ein Teil des Weihnachtsbaumes ist, sondern des menschlichen Knochenapparates. Früher war "Ast" ein Synonym für Buckel. Wenn man nicht an sich halten konnte vor Lachen, den Rücken nach vorne beugte vor Lachen, machte man einen Ast bzw. Buckel. Das ist astrein. Und hochpreisig!

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